20 Jahre Abitur am Gymnasium Hennef

Ich habe zu Hause noch die erste und zweite Ausgabe unserer Schülerzeitung "selbstgedreht" (Feb. & Mai 1985)

Da werde ich demnächst mal den einen oder anderen Text hier veröffentlichen. Als Einstimmung sozusagen.
Hat jemand vielleicht noch die 3. Ausgabe mit dem zweiten Teil vom Horst Sander-Superposter? Der fehlt mir nämlich noch.

Euch erwartet unter anderem dieses:

Wenn ihr auch ähnliche Devotionalien präsentieren wollt, schickt mir das Zeug zu.

burchcafe
Dat Burchcafé (gibt's nicht mehr) wirbt in der selbstgedreht (gibt's auch nicht mehr)

Der letzte Schultag

von: Christian Stracke
aus: Selbstgedreht Mai 85, Nr. 2

Als Schüler und Lehrer am 8. März um 8 Uhr 10 pünktlich zum Unterrichtsbeginn zur Schule schlenderten, staunten sie weder ungut noch schlecht:
Zunächst wurden sie durch zwei riesige bemalte Bettlaken begrüßt, auf denen sich die Jahrgangsstufe 13 vom Rest der (Schul-) Welt verabschiedete. eine von Sanders Herrschaftssitz über den ganzen Raucherhof gespannte Wäscheleine wies dann den Weg zum Haupteingang. An ihr hingen die nicht sterblichen Überreste von -zig Pausengelagen der Schüler, die sich bei Frau Sander eindeckten.

Doch auch die zweirädrigen Schulbesucher durften sich freuen: Ihnen schenkte die 13 Unmassen an Wollknäueln - allerdings ausgerollt und kreuz und quer durch den Fahrradkeller gespannt. Während die Älteren sich mühsam über bzw. unter allen Stricken herauszwängten, spielten die Jüngeren munter im Wollgeknäuel.

Währenddessen hatten sich eine Etage höher alle Schüler und Lehrer in der Pausenhalle und besonders vor dem Lehrerzimmerzugang neben der Hausmeisterloge zusammengerottet, denn - dieser war mit 5 Schlössern sicher vor Eindringlingen verschlossen. Auch Herr Jesgars musste sich geschlagen geben, als er heimlich durch den 2. Eingang eindringen wollte - auch dieser war versperrt!
So mussten die Lehrer 5 Fragen aus 5 Fachgebieten lösen, um sich Einlass zu verschaffen, da die Lösungen die Räume angaben, in denen die 5 Schlüssel zu den Schlössern versteckt waren. Dies war aber nicht ganz einfach für die Lehrer, denn "man musste sogar Intelligenz beweisen" - so Frau Dr. Ungewitter.

Besonders die Mathematiker versuchten alles, um ihr Image möglichst nicht zu verbessern. Herr Ernst: "Die Mathematiker habens verscherzt!"
Herr Pesch zu Herrn Schölermann: "Ham die immer noch nichts raus? Mach doch mal! Rechne mal eben die Aufgaben!"
Schölermann: "Da gibts so viele erstklassige Kräfte - Lehrkräfte da vorne, hervorragende Mathematiker, warum soll ich sie - ...irgendwie stören, ne?"

Doch die rechnenden Lehrer versuchten sich schnell herauszureden, indem die Ungläubigen gar die Richtigkeit der Aufgaben in Zweifel zogen. Aber nicht nur die Mathematiker sahen Zweifel in der Aufgabenstellung:
auch die politische Frage nach der Quersumme des Geburtstags unseres geliebten Bundeskanzlers brachte Probleme, da an diesem Tage offiziell Schreckenberger der Kanzler war, weil der Notstand geprobt wurde. Dieser Umstand war aber nicht eingeplant gewesen, so dass ein Anruf von Peter Reichartz im Bundeskanzleramt das Geburtsdatum zutage brachte.

Doch nun begannen erst die Schwierigkeiten, denn man musste die Quersumme berechnen, wozu Frau Kltz-Lohrscheid nur bemerken konnte: "Das ist ja ne Gemeinheit! Jetz solle mer och noch ne Quersumme ziehe!"
Daß dies dann doch geschafft wurde, veranlaßte Herrn Jonen zu fordern: "Ich will aber in der 2. Stunde noch keinen Unterricht machen, Peter. Halt dich zurück!"

Aber auch Herr Jesgars wurde mit fortschreitender Dauer immer ärgerlicher, zumal um 9 Uhr erst 2 Fragen gelöst waren (die Mathematiker rätselten immer noch). Ein geschicktes Lehrertriumvirat suchte dann auf seine Weisung erfolgreich die fehlenden 3 Schlüssel, so daß der Eingang endlich unter großem Beifall geöffnet werden konnte.

Doch vor dem Lehrerzimmer geriet der Strom der Eindringenden ins Stocken. Die Reaktionen reichten von:
"Mannhaann ist das suuuper! Is ja klasse!" (Eggers), über "Aha ... Aha ...Oho!" (Schwering) bis "Gib mir mal ne Schere!" (Rüdiger), denn auch das Lehrerzimmer war mit Wolle durchgespannt - mit einer riesigen Spinne in der Mitte (Symbol für Herrn Jesgars' Verhältnis zum Lehrerkollegium?!)!
Der Zugang zum Direktorzimmer war durch ein überdimensionales Portrait unseres werten Direktors fast unmöglich gemacht worden, der noch über den Ausfall wertvoller Unterrichtszeit sauer war (im Gegensatz zu manchen Lehrerkollegen).

Selbst Frau Wolf schaffte es nicht, geregelte Bildung zu vermitteln, nachdem sie und ihr Kurs sich durch die mit Tischen und Stühlen verstelleten Flure gekämpft hatten. Dies wussten einige 13er dann schnell zu unterbinden.
So standen bzw. gingen alle Schüler meist in Gruppen herum, nachdem alles besichtigt worden war.
Dazu gehörte auch der Samenwuchswettbewerb für die Lehrer, der aber bei denen keinen großen Anklang fand.

Ebenso wurden bis zur ersten großen Pause wieder ein paar Beiträge zur schönsten Durchsage des Monats gebracht, bis dann der mitgebrachte Kuchen der 13er kostenlos verteilt wurde.
In der Pause spielte auch eine Band auf der Schulstraße "sehr originell und nett" (Fr. Dr. Ungewitter), bis sich dann langsam alles auflöste und ab der 4./5. Stunde wieder geregelter unterricht stattfand.

Damit wurde eine bisher einmalige Verabschiedung der Abiturienten beendet, die sehr gut durchdacht und organisiert war. Doch hätte es vorher einer Absprache mit Herrn Jesgars bedurft, um das aufgetretene Ärgernis zu vermeiden. Auch war nach dem (nicht ganz regelgerechten) Auffinden der Schlüssel viel leerlauf, wo alle herumstanden.
Ich hätte es besser gefunden, wenn man sowohl Schüler , als auch Lehrer in gemeinsamen Aktionen "beschäftigt" und gefordert hätte.
Solch ein Programm hätte dann den ganzen Vormittag andauern können. Aber zunächst müssen ja die folgenden Jahrgänge mindesten ebenbürtiges liefern ...

mannsbarth
(gibt' noch!!! Mit dem Spruch "vespa ist in" wieder topaktuell!! Bernd, haste deine vespa noch??)

 

Lehrerkommentare zum 8. März

Pesch (zu rechnenden Mathematikern): „Schwache Leistung!“

Reuter: „Wahnsinnig lustig.“

Feld: „Witzig, geistreich. Wir sind sehr stolz, dass wir jetzt um 8.35 Uhr den zweiten Schlüssel gefunden haben. Wir stellen uns nur so dumm!“

Hannig: „Hervorragend! Ich bin entzückt!“

Reichartz: „Noch nie waren die Schüler so wertvoll wie heute.“

Jonen: „Kein Kommentar.“

Wielpütz: „Man sollte jedes Halbjahr Abitur machen.“

K. Ernst: „Wir tun so, als müssten wir da rein!“

Saurma: „Geistreich.“

Engel: „Ich freu mich, dass die Jahrgangsstufe 13 im Kunstunterricht tatsächlich so was gelernt hat.“

Müller-Goldkuhle: „Warum habt ihr das nicht öfter gemacht?“

Schwering: „Ich finde die Idee sehr gut.“

Jesgars (vor der 2. Stunde): „Originell, recht originell.“

Friesen: „Ich warte noch ab. Ich bin gespannt, was noch drin ist.“

Brünig: „Ich find’s klasse.“

Gräff: „Die Aufgabe ist im Prinzip gut gestellt, wünschenswert wäre nur eine richtige.“

Lucas: „Das Spinnennetz ist riesig. Das andere ist m.E. wieder nur Rumgerenne.“

Schuy: „Wenn die Schüler im Unterricht so arbeiten würden, wie sie für dieses Netz geschuftet haben, wäre ich zufrieden.“

Horn: „Originell, zeugt von Überlegung. Erinnert an den gordischen Knoten, der irgendwie gelöst werden muss.“

Lindner: „Fehlerhafte Aufgaben sind nur schwer zu lösen.“

Wester: „Ich konnte schon in Ruhe eine Banane essen.“

Lergenmüller: „Ich komme gerade vom Frühstück.“

Bohne: „Mal was anderes.“

Schölermann: „Ich weiche der Gewalt. Das fand ich gut.“

Stephan: „Prima!“

Hahn: „Gut!“

Faber: „Tolle Sache.“

Fr. Sander: „Was soll ich dazu sagen?“

Dickten: „Ausgezeichet! Sehr gute Idee! Künstlerisch wertvoll.“

Eggers: „Ich habe mich unheimlich wohl gefühlt. Wir haben uns toll in der Wolle gehabt.“

K. Schmitz: „Gut.“

Klingbeil: „Sehr schön, sehr schön. Originelle Idee.“

Assenmacher: „Hervorragend, traumhaft.“

Pieck: „Ich bin total durcheinander.“

N. Ernst: „.Ich fand das eine sehr gute Idee. Ich kann bloss nicht aufs Klo gehen, weil es zugehäkelt ist.“

Salm: „Super! Geniale Idee.“Wagner: „Sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant.“

Rüdiger: „Sehr schön. Ich finde, sie haben es auch sehr geistreich gemacht.“

SV: „Echt geil, total abgefahren, sehr kreativ, ähh...peace, flowers, freedom, happyness.“

Richter: „Ich bin überwältigt. Allerdings freue ich mich, dass ich dazu beitragen konnte, den Schlüssel zu finden.“

Stöger: „Recht originell, das Lehrerzimmer vor allem.“

Wolf: „Naja, also die Versponnenheit der Lehrer sollte deutlich gemacht werden. Relativ lahm.“

Schenk: „Schön, einfach herrlich. Aber demnächst nicht mehr so schwere Abituraufgaben.“

Klotz-Lohrscheid: „Alles wunderbar heute!“

(Dank an Lydia fürs Digitalisieren der hübschen Lehrerkommentare)